NiederRheinroute

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ie Region Niederrhein erstreckt sich zwischen Rhein und niederländischer Grenze von Emmerich im Norden bis nach Geilenkirchen im Süden. Luftlinie sind das keine 100 km – mit dem Fahrrad theoretisch an einem Tage machbar. Die NiederRheinroute ist allerdings rund 1300 km lang – nur alleine die Hauptroute. Zusammen mit allen Nebenrouten ergibt sich eine Gesamtlänge von mehr als 2000 Kilometern! Damit gehört die NiederRheinroute zu den längsten Radfernwegen in Mitteleuropa. Eigentlich aber will sie gar kein Radfernweg sein – sie ist vielmehr ein Radwegenetz. In weiten Schleifen durchzieht sie die Region und klappert dabei sämtliche Gemeinden des Niederrheins ab. Kleine Stippvisiten führen dabei auch in die Niederlande in die Provinzen Gelderland und Limburg. In Selfkant kommt man nahe am westlichsten Punkt Deutschlands vorbei. Mit den vielen ausgeschilderten Verbindungswegen lassen sich verschiedenste individuelle Rundkurse als Tagestouren planen. Die Region ist reich an Höhepunkten. Ausgedehnte Wälder, weite Felder und die natürlichen Flussläufe von Rur, Wurm, Erft und Niers wechseln sich mit hübschen Städtchen mit historischen Ortskernen, Wasserschlössern und Wasserburgen, alten Windmühlen, Kirchen und Klöstern ab. Zwischendurch der Garzweiler-Schock mit einem Blick in das riesige, tiefe Braunkohleabbauloch bei Jüchen.

Der Niederrhein bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten: Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es eine solche Vielzahl alter Schlösser, Burgen und Herrensitze. Leider sind die meisten historischen Anlagen in privatem Besitz und oftmals so hinter Bäumen versteckt, dass sie kaum einsehbar sind. Die vielen Windmühlen prägen die Region – Hollands Nähe ist spürbar. Neben der heimlichen Hauptstadt des Niederrheins, Mönchengladbach,  gibt es eine Vielzahl von sehenswerten Städtchen, deren mittelalterliche Stadtbilder mit ihren Stadtbefestigungen, historischen Rathäusern und uralten Kirchen sich noch erhalten haben. Und man sollte sich unbedingt Zeit nehmen für das eine oder andere der vielen Museen, welche sich verschiedenen Themen der Region widmen.

Als Logo dient ein wellenförmiger blauer Pfeil mit roter Spitze, die Nebenrouten sind mit einer grünen Pfeilspitze gekennzeichnet und durchgängig nummeriert. Der Pfeil ist dabei meist in Fahrtrichtung ausgerichtet.


Charakteristik

Der Niederrhein ist überwiegend flach und daher prinzipiell auch für ungeübte Radler und Familien mit Kindern zu empfehlen. Aber nicht überall: In der Gegend von Kleve oder auch im Süden zwischen Geilenkirchen und Heinsberg gibt es einige überraschend heftige Anstiege. Das Radwegenetz ist überwiegend gut ausgebaut und führt meist über asphaltierte Nebenstraßen und Radwege oder zumindest über gut befahrbare Schotterwege. Abseits der größeren Orte ist das Verkehrsaufkommen zumeist gering.

Die Beschilderung der Route ist nicht immer optimal. Leider fehlen auf der Route mehrere wichtige Schilder ganz, andere sind fehlerhaft ausgerichtet. Häufig sind die als Richtungsweiser dienenden Aufkleber farblich so verblichen, dass sie kaum noch wahrgenommen werden können. Insbesondere in den größeren Städten ist die Ausflaggung häufig ein Problem.


Ortschaften entlang der Route

Kleve / Kranenburg (Niederrhein) / Emmerich am Rhein / Isselburg / Rees / Kalkar / Bedburg.Hau / Uedem / Xanten / Sonsbek / Issum / Alpen / Wesel / Hamminkeln / Schermbeck / Hünxe / Dinslaken / Voerde (Niederrhein) / Duisburg-Walsum / Duisburg-Hamborn/ Duisburg-Meiderich / Duisburg-Ruhrort / Duisburg-Mitte / Duisburg-Süd / Krefeld-Uerdingen / Duisburg-Rheinhausen / Neukirchen-Vluyn / Moers / Rheinberg / Kamp-Lintfort / Rheurdt / Krefeld / Tönisvorst / Willich / Meerbusch / Kaarst / Neuss / Dormagen / Rommerskirchen / Grevenbroich / Jüchen / Korschenbroich / Mönchengladbach-Wickrath / Wegberg / Erkelenz / Hückelhoven / Geilenkirchen / Übach-Palenberg / Gangelt / Selfkant / Waldfeucht / Heinsberg / Wassenberg / Schwalmtal (Niederrhein) / Mönchengladbach / Viersen / Nettetal / Brüggen / Niederkrüchten / Grefrath / Kempen / Kerken / Wachtendonk / Straelen / Geldern / Kevelaer / Weeze / Goch


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Verbindungen Rundkurs-Vorschläge

 





Dinslaken

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inslaken entwickelte sich als Ackerbürgerstadt um die alte Burg herum. Diese stammt in ihren Ursprüngen wohl noch aus dem 12. Jahrhundert und wurde 1420 zu einer befestigten Wehrburg ausgebaut. Heute ist sie Teil des Rathauses. Im Jahre 1540 wurde die Stadt am Niederrhein Mitglied der Hanse. Im Zuge der Industrialisierung entstand  die Zeche Lohberg und Dinslaken wurde Teil des Ruhrgebietes. Nachdem der Mündungsbereich der Emscher wegen Bergsenkungen zweimal in Richtung Norden verlegt worden ist, mündet sie heute bei Dinslaken in den Rhein. So endet hier auch der Fernradwanderweg ‘Emscher Weg’. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Museum Voswinckelshof mit seiner stadthistorischen Sammlung sowie das Mühlenmuseum Hiesfeld, das sowohl aus einer Wasser- als auch aus einer Turmwindmühle besteht.

Sehenswertes:

83 Kilometer nach ihrem Entspringen in Holzwickede mündet die Emscher in Dinslaken-Eppinghoven in den Rhein. Das war aber bis vor einiger Zeit noch nicht so. Bergsenkungen machten es im 20. Jahrhundert zweimal notwendig, die Emscher im Mündungsbereich umzubetten. Die ursprüngliche Mündung lag bis 1910 im Bereich des Südhafens in Duisburg-Walsum, wo heute noch die Kleine Emscher in den Rhein fließt. Die zweite Umleitung in das heutige Flussbett wurde zwischen 1938 und 1949 vorgenommen. Da sich die Landschaft inzwischen stabilisiert hat und es nach der Stilllegungen fast aller Zechen nicht mehr zu Bergsenkungen kommt, hat auch die Emschermündung nun ihre endgültige Lage eingenommen.

Im Jahre 1976 wurde das Klärwerk Emschermündung als größte Kläranlage Europas fertiggestellt. Es hatte die Aufgabe, das gesamte Wasser der durch die Kanalisation stark verunreinigte Emscher vor ihrem Zufluss in den Rhein zu säubern. Bei der begonnenen Renaturierung der Emscher kommt dem Klärwerk eine besondere Aufgabe bei der Regulierung zu.

Die Burg Dinslaken befindet sich, idyllisch an einem Teich gelegen, mitten in der Stadt Dinslaken und ist in ihren Außenanlagen frei zugänglich. Teile des Rathauses und des Standesamtes sind seit 1984 in dem historischen Gemäuer untergebracht. Im Burghof befindet sich eine Freilichtbühne, die in den Sommermonaten häufig für Konzerte und Theateraufführungen genutzt wird.

Eine erste urkundliche Erwähnung des Kastells findet sich bereits 1163 als Besitztum des Grafen von Kleve. Im Jahre 1420 wird das Anwesen, das Keimzelle Dinslakens und damit Ausgangspunkt für die Stadtentwicklung war, zu einer befestigten Wehrburg ausgebaut. Im Jahre 1627 eroberten niederländische Truppen den Drostensitz und brandschatzten sie. Die Gebäude wurden dabei völlig zerstört, aber in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Um 1770 entstand der dreiflüglige Schlossbau mit den Wassergräben. Wesentliche Teile der Anlage blieben bis heute erhalten.

Die Evangelische Stadtkirche wurde 1717 und 1723 erbaut. Ein Vorgängerbau von 1653 brannte 1717 vollständig nieder. Der Neubau entstand in einem schlichten barocken Stil, wobei der erste Kirchturm einstürzte, bevor er fertig gestellt worden war. Ihre moderne und bunte Verglasung erhielt sie 1980 und stammt vom renommierten Glaskünstler Werner Persy. Die Motive handeln vom Wesen Jesus Christus.

Der Voswinckelshof ist ein alter Adelssitz am Rande der Dinslakener Altstadt. Die gedrungen wirkende Dreiflügelanlage beherbergt heute das stadthistorische Museum. In der Ausstellung wird die Entwicklung Dinslakens von der ersten Besiedlung bis zur Zeit der 1970er Jahren aufgezeigt. Das Museum besitzt darüber hinaus eine umfangreiche Spielzeugsammlung.

Die Zeche Lohberg in Dinslaken gehörte zu den letzten aktiven Steinkohlebergwerken im Ruhrgebiet. Sie wurde erst 2005 geschlossen. Seit 1914 war hier Kohle gefördert worden, bis zu 3 Mio. Tonnen jährlich. Teilweise beschäftigte das Bergwerk mehr als 5.000 Mitarbeiter.

Auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage entsteht nun der so genannte Bergpark. Die dafür nötigen Abbrucharbeiten befinden sich derzeit im Gange. Der Bergpark soll ein Landschaftspark werden, der die denkmalgeschützten Tagesanlagen und die Abraumhalde mit den nahegelegenen Landschaftsräumen verbindet.

Das Mühlenmuseum in Hiesfeld befindet sich im Gebäude der historischen Wassermühle. Die erste Wassermühle befand sich in dem Fachwerkhaus von 1693. Das rote Backsteingebäude auf der anderen Seite des Rotbachs diente als Wohnhaus für den Müller. Heute befindet sich ein riesiges Mühlenrad genau zwischen den beiden Häusern. Innerhalb des Mühlengebäudes befindet sich das Museum mit 50 verschiedenen Mühlenmodellen aus aller Welt.

Die vieretagige Turmwindmühle, eines der Wahrzeichen von Dinslaken, befindet sich etwas entfernt in der Sterkrader Straße. Der Holländer stammt aus dem Jahre 1822 und ist in den Sommermonaten jeweils sonntags zu besichtigen.


Radrouten die durch Dinslaken führen:

Emscher-Weg
Rundkurs Ruhrgebiet
NiederRheinroute




Hünxe

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ie Gemeinde Hünxe liegt unweit vom Niederrhein an der Lippe und am Wesel-Dattel-Kanal. Der größte Teil des Ortes befindet sich im Naturpark Hohe Mark,  zu dem auch das Naturschutzgebiet Kaninchenberge gehört. Besonders reizvoll ist das Treidelschifferdorf Krudenburg an der Lippe. Hier lebten früher Fischer und Schiffer, die mit Hilfe von Pferden ihre Kähne vom Ufer aus über die damals noch schiffbare Lippe zogen. Heute ist Krudenburg ein beliebter Ausflugsort. Mit dem barocken Schloss Gartrop und dem Haus Schwarzenstein stehen auf dem Gemeindegebiet noch zwei alte Adelssitze. Sehenswert ist auch die evangelische Kirche in Drevenack, deren romanischer Kirchturm noch aus dem 12. Jahrhundert stammt. Bekanntester Sohn des Ortes ist der Maler und Graphiker Otto Pankok, der hier lange Jahre lebte und arbeitete. In seinem Wohnhaus, dem Haus Esselt in Drevenack, ist heute ein Museum untergebracht, dass seine Werke in wechselnden Ausstellungen präsentiert.

Sehenswertes:

Otto Pankok (1893 – 1966) war ein bekannter Maler, Grafiker und Bildhauer. Seine Bilder werden den expressiven Realismus zugeordnet und beeindrucken durch ihre leuchtende Farbigkeit. Sein umfangreiches graphisches Werk, das aus 6000 Kohlezeichnungen, rund 800 Holzschnitten, 800 Radierungen und 500 Lithographien bestand, war dagegen überwiegen schwarz-weiß gestaltet. In den 1950er Jahren erwarb der Künstler das Landgut Haus Esselt in Drevenack, wo er bis zu seinem Tode lebte. Pankoks Witwe richtete in dem Gebäude zu Ehren ihres Mannes ein Museum ein, das bis heute in wechselnden Ausstellungen die Werke des Künstlers zeigt.

Umgeben von einem 3 ha. großem englischem Landschaftspark steht in den Lippeauen des Hünxer Ortsteiles Gartrop-Bühl das barocke Wasserschloss Gartrop. Das zweistöckige Herrenhaus wurde im strengen niederländischen Stil erbaut und ist von einer teichartigen Gräfte umgeben. Die vier Flügel umfassen einen kleinen Innenhof. Teile der Bausubstanz stammen noch von der Vorgängerburg aus dem 14. Jahrhundert. Das heutige Schloss mit seinem Walmdach und seinem von einer geschweiften Haube gekrönten niedrigen Uhrenturm wurde 1675 erbaut. Die Anlage besteht neben dem Herrenhaus aus einer Vorburg, zwei Torhäusern und einer Wassermühle aus dem 15. Jahrhundert, die noch ein intaktes Mahlwerk besitzt.

Rund einen Kilometer nördlich von Hünxe liegt an der Lippe das Dorf Krudenburg. Das Fischerdorf war in brandenburgischer Zeit sogar zur Herrlichkeit erhoben worden. Damals war die Lippe noch schiffbar. Krudenburg besaß einen Hafen und eine Station für Pferde, denn die Kähne wurden damals von Zugtieren über sogenannte Leinpfade getreidelt, also vom Ufer aus gezogen. In Krudenburg lebten viele Treidelschiffer. Der historische Ortskern wurde inzwischen liebevoll restauriert und steht heute vollständig unter Denkmalschutz. Im Wettberwerb ‚Unser Dorf soll schöner werden‘ wurde Krudenberg, das inzwischen zum beliebten Ausflugsziel geworden ist, mehrfach ausgezeichnet.

Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche in Drevenack als zweischiffige Backsteinkirche errichtet. Vom romanischen Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert hat sich noch der Westturm aus Grauwackenbruchstein erhalten. Ursprünglich dem hl. Sebastian geweiht, wurde die Kirche gegen 1560 reformiert. Zu der Ausstattung gehört ein Taufstein aus Baumberger Sandstein (1717), die hölzerne Kanzel von 1674 und das Orgelprospekt aus dem 18. Jahrhundert.

Die Ursprünge des ehemaligen Rittersitzes gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Die Besitzer des einst landtagsfähigen und von einer Wassergräfte umgebenen Adelssitzes wechselten häufig. 1890 wurde das alte Gebäude jedoch abgetragen. Das heutige Haus wurde auf den alten Fundamenten über dem noch erhaltenen Gewölbe errichtet. Heute wird Haus Schwarzenstein vom Rheinisch-Westfälischen Schleppjagdverein genutzt.

Sonntagvormittags öffnet in einem ehemaligen Schulgebäude von 1900 das Heimatmuseum. Es zeigt, wie der Klassenraum in einer alten Landschule früher einmal ausgesehen hat. Daneben werden bäuerliche Gegenstände und Werkzeuge sowie vorgeschichtliche Funde ausgestellt. Das Museum kann nach vorheriger Absprache auch zu anderen Zeiten besichtigt werden. Auch Gruppenführungen sind möglich.


Radrouten die durch Hünxe führen:

Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
NiederRheinroute




Wesel

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ie heißt der Bürgermeister von Wesel?, ruft man gerne im bergigen Süddeutschland, um als Echo die Antwort ‚Esel‘ zu erhalten. Dabei liegt die Hansestadt sehr viel nördlicher, am unteren Niederrhein, wo die Lippe und der Wesel-Datteln-Kanal in den Rhein münden. Die Geschichte Wesels ist von Überschwemmungen und Flussbettveränderungen geprägt. Noch vor über 300 Jahren waren dem Ort im Mündungsbereich zwei Inseln vorgelagert. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt, die bereits im 8. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, wegen seiner Flusslage zum wichtigen Handelsort und zum Umschlagsplatz für Waren zwischen den Niederlanden, Westfalen und Köln. Neben der Zollfreiheit erhielt die Stadt bereits im 13. Jahrhundert das Markt- und Brauereirecht. Der Kornmarkt bildet das Zentrum Wesels und wahrscheinlich befand sich hier mit einem fränkischen Gutshof auch die Keimzelle der Stadt. Heute stehen hier der Willibrordi-Dom und das historische Rathaus, einer der bekanntesten gotischen Profanbauten am Rhein. Beide Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und erst später wieder aufgebaut. Das Rathaus wurde sogar erst 2011 wiederhergestellt. Der Kornmarkt ist inzwischen vor allem als Kneipenviertel bekannt. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung ist nur noch das Berliner Tor erhalten. Die mächtige Zitadelle am Stadtrand ist die größte erhaltene Festungsanlage im Rheinland und beherbergt heute ein Kulturzentrum und ein Heimatmuseum.
Im Stadtteil Diesfordt befindet sich das gleichnamige barocke Wasserschloss, in dem sich heute ein Hotel und ein kleines Museum befinden.

Sehenswertes:

Die fünfschiffige Basilika entstand zwischen 1498 und 1540 und gilt heute als eines der wichtigsten Bauwerke der norddeutschen Spätgotik. Der Turm stammt bereits aus dem 15. Jahrhundert. Mehrere Kirchenbauten standen bereits zuvor an der gleichen Position. Bereits im 8. Jahrhundert befand sich hier eine Fachwerkkirche. Später folgten zumindest zwei romanische Gotteshäuser, ehe die Stadtkirche in ihrer heutigen Form aufgebaut wurde. Zeitweilig besaß die Basilika mehr als 30 Altäre, doch im Zuge der Reformation wurde Wesel zum Zentrum der Reformierten Kirche. Auch heute noch ist die Inneneinrichtung des Domes sehr schlicht gehalten. Dennoch gibt es einige Sehenswürdigkeiten, wie die Heresbach-Kapelle, die Alyschläger-Kapelle aus der Spätgotik und die Figuren des Großen Kurfürsten und des Kaisers Wilhelm I., sowie den modernen Weseler Altar, den Ben Willkens erst 1996 erschaffen hat.

Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, ab 1948 aber wieder aufgebaut. Seit Mitte der Neunziger Jahre erklingt vier Mal am Tage ein Glockenspiel. Im Dom werden regelmäßig Orgel- und Bläserkonzerte im Rahmen der Weseler Domkonzerte veranstaltet.

Das alte Rathaus am Großen Markt gilt als das Wahrzeichen der Stadt Wesel. Es wurde Mitte des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut und zwischen 1698 und 1700 noch einmal erheblich erweitert. Leider wurde das historische Gebäude im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Erst 2011 konnte die alte Fassade rekonstruiert werden, so dass man heute eines der bedeutendsten profanen Baudenkmäler der Spätgotik wieder im alten Glanz bewundern kann.

Im Osten der Innenstadt steht das repräsentative Berliner Tor. Das Bauwerk ist der einzig erhaltene Rest der ehemaligen Festung Wesel. Es wurde 1718 – 1722 im preußischen Barock erbaut und 1791 noch einmal überarbeitet. Die Plastiken stammen ursprünglich von Gillaume Hulot. Ende des 19. Jahrhunderts, als die Festung weitgehend abgetragen wurde, und auch während des Zweiten Weltkrieges wurde das stolze Bauwerk jeweils stark beschädigt, konnte jedoch beide Male erhalten werden. Der Platz am Berliner Tor wurde 1984 neu gestaltet.

Die Weseler Zitadelle war einst die größte Festungsanlage des Rheinlandes. Obwohl nur noch ein kleiner Rest des einstigen Bollwerkes steht, ist die Zitadelle auch heute noch die größte erhaltene Festung der Region. Sie wurde zwischen 1688 und 1722 auf Weisung von Friedrich Wilhelm von Brandenburg als fünfzackiger Stern angelegt. Jede einzelne der fünf spitzen Ausbuchtungen stellte eine Bastion dar. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Festung jedoch zum großen Teil wieder abgetragen. Das noch erhaltene Haupttor wurde 1718 fertig gestellt und beherbergt heute die Abteilungen ‚Schill Kasematten‘ und ‚Festungsgeschichte‘ des Städtischen Museums. In den Kasematten befindet sich die Gefängniszelle der aufständigen Schillschen Offiziere. Der preußische Offizier Ferdinand von Schill (1776 – 1806) hatte im Jahre 1806 einen Volksaufstand entfachen, um den preußischen König sowie Österreich zum Krieg gegen Frankreich zu bewegen. Das Vorhaben scheiterte, und Schill wurde in Stralsund im Straßenkampf getötet. Seine Offiziere wurden nach Wesel überführt und nach einem kurzen Prozess vor dem Kriegsgericht in den Lippewiesen erschossen. Zum Städtischen Museum gehört auch die Galerie im ‚Centrum‘ mit einer Ausstellung über das Weseler Silber. Zudem finden hier ständig wechselnde Sonderausstellungen statt.

Die ehemalige Kaserne VIII wurde als zweistöckiger Ziegelsteinbau zwischen 1805 und 1814 während der französischen Besatzung errichtet. Heute beherbergt der langgestreckte Bau die Musik- und Kunstschule.

Weitere erhaltene Bauteile der ehemaligen Zitadelle sind das in Privatbesitz befindliche Offiziersgefängnis von 1727, die Garnisonsbäckerei No. II von 1809, in dem sich heute das Stadtarchiv befindet und das Körnermagazin von 1835, in dem sich das Preußen-Museum Wesel befindet. Das Museum behandelt die rheinisch-preußische Geschichte der Stadt. Große Teile des Rheinlandes und Westfalens gehörten über 300 Jahre lang zu Preußen.

Zwischen 1886 und 1956 war das Wasserwerk mit dem markanten Wasserturm für die Trinkwasserversorgung der Stadt Wesel verantwortlich. Die Pumpstation wurde zunächst von einer Dampfmaschine, später von einem Elektromotor angetrieben. In dem historischen Gebäude sind noch eine alte Dampfpumpanlage mit einem Dampfkessel von 1903 sowie eine elektrische Kreiselpumpe von 1924 zu sehen. Die Anlage ist nach Voranmeldung zu besichtigen. Ein zugehöriger Trinkwasser-Lehrpfad erklärt allerlei Wissenswertes über die städtische Wasserversorgung.

Bereits vor 700 Jahren stand an der Stelle des heutigen Wasserschlosses eine Wehrburg. Sie gehörte als Lehen den Grafen von der Mark bzw. den Herzögen von Kleve und diente eins wahrscheinlich der Sicherung einer Furt. Wann die Burg genau entstand, ist heute nicht mehr bekannt. Eine erste schriftliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde von 1334.

Als die Anlage im Jahr 1831 in den Besitz des Grafen zu Stolberg-Wernigeroch kam, wurde die Burg zu einem spätbarocken Schloss umgebaut. Doch 1928 wurde es bei einem Feuer fast vollständig zerstört und danach nur noch vereinfacht wieder aufgebaut. Nur die Vorburg hat den Großbrand unbeschadet und unverändert überstanden.

Das Schloss beherbergt heute ein Heimatmuseum und ein Hotel, wird aber auch noch von den Schlossherren privat bewohnt. Im Museum wird die Geschichte Diesfordts und die des Schlosses sowie die Entwicklung der regionalen Landwirtschaft behandelt.

Die schmucke Schlosskirche wurde 1952 wieder aufgebaut.

Die katholische Kirche im Weseler Ortsteil Ginderich wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut. Der romanische Westturm wurde vom Vorgängerbau übernommen. Bereits 1190 war die Kirche urkundlich erwähnt worden. Im Mittelalter war sie aufgrund eines Gnadenbildes der Maria Ziel einer Wallfahrt, die jedoch 1640 durch einen Erlass beendet wurde. Erst 2005 wurde Ginderich als Wallfahrtsort durch das Bistum Münster wieder offiziell ausgerufen.

Zur Inneneinrichtung des dreischiffigen Gotteshauses, das 1870 noch einmal erheblich erweitert wurde, gehört ein Taufstein aus der Zeit um 1475 sowie vier spätgotische Figuren, die unter anderen den Jakobus sowie Rochus von Montpellier darstellen.

Zwischen Wesel und Rees, nahe am Deich des Rheins, steht die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptistae. Sie entstand im 12. Jahrhundert als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika und diente zunächst mit ihren dicken Tuffsteinmauern auch als Wehrkirche. Noch bis zum letzten Krieg hatte das Gebäude Schießscharten aus dieser Zeit besessen.

Zur Inneneinrichtung gehören ein prächtiger neugotischer Langenberg-Flügelaltar von 1882 sowie ein geschnitztes Johannishaupt, das einer mündlichen Überlieferung nach das Kernstück des ersten gotischen Hochaltars aus dem 15. Jahrhundert bildete. Besonders beachtenswert ist das gotische Sakramentshäuschen aus Kalkstein an der Nordwestseite des Chors, das noch aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt.

Als im 16. Jahrhundert die Reformation in Wesel Einzug hielt, durften zunächst aus Gründen der evangelischen Einheit die Reformierte Kirche und die Lutherische Kirche keine eigenen Gemeinden bilden. Erst im 17. Jahrhundert nutzten die Lutheraner ein Wohnhaus als Versammlungsstätte, das sie 1729 zu einer Kirche auf quadratischem Grundriss umbauten. Nachdem das Gotteshaus im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde, baute man es danach nur vereinfacht wieder auf. Die ehemalige Kirche dient heute als evangelisches Beratungszentrum sowie als kirchlicher und kultureller Veranstaltungsort.

Die Lippe ist mit einer Länge von 220 Kilometern der längste Fluss Nordrhein-Westfalens und der nördlichste rechte Nebenfluss des Rheins. Die Quelle befindet sich am Fuße des Eggegebirges mitten in der Stadt Bad Lippspringe und gehört mit ihrer Ausschüttung zu den wasserreichsten Quellen Deutschlands. Nach nur kurzer Wegstrecke verbindet sich die Lippe mit dem nur einen Kilometer langen Jordan. Im Paderborner Stadtteil Schloß Neuhaus mündet die Pader, der mit einer Länge von nur rund 4 Kilometern kürzeste Fluss Deutschlands, in die Lippe. So schwillt diese bereits nach kurzer Zeit zu einem stattlichen Fluss an und schlängelt sich durch die Hellweg-Region, das Münsterland, die Metropole Ruhr bis zum Niederrhein. Dabei durchfließt sie die Innenstädte von Lippstadt, Hamm und Lünen, um dann bei Wesel in den Rhein zu münden. Die Schifffahrt auf der Lippe geht bis in römische Zeit zurück, in Preußischer Zeit wurde diese sogar noch stark ausgebaut. Transportkähne mit Salz, Getreide, Eisenerz, Steine und Holz wurden hier getreidelt, also von Land aus gezogen. Später wurden sogar Dampfschiffe eingesetzt. Elf Schleusen sorgten für den nötigen Wasserstand. Im 20. Jahrhundert übernahmen dann der parallel verlaufende Hamm-Datteln-Kanal sowie der Datteln-Wesel-Kanal die Aufgabe als Transportweg. Dort, wo die Lippe im 19. Jahrhundert noch schiffbar war, entsteht gerade mit der renaturierten Lippeaue eines der längsten zusammenhängenden Naturschutzgebiete Deutschlands. Die Lippe soll sich zum lebendigen Fluss zurückverwandeln und ein Refugium für Flora und Fauna bieten. Der Mündungsbereich südlich von Wesel wurde 2014 offiziell fertig gestellt und bietet auch kleine Wege zum Spazierengehen, um die zurückgewonnene Natur genießen zu können.

Der Wesel-Datteln-Kanal (WDK) führt nördlich am Ruhrgebiet vorbei und parallel zur Lippe vom Dortmund-Ems-Kanal bei Datteln bis zum Rhein bei Wesel. Inoffiziell wird die 60 Kilometer lange Wasserstraße auch häufig Lippe-Seitenkanal genannt. Sie gehört zu den meistbefahrensten und wichtigsten Kanälen Deutschlands und besitzt insgesamt 6 Staustufen, die einen Höhenunterschied von bis zu 44 Metern ausgleichen. Der Bau wurde bereits 1915 begonnen, lag dann aber eine Zeit lang brach, ehe er 1930 endlich fertig gestellt wurde. Zwischen dem Kanalkreuz in Datteln bis nach Friedrichsfeld verläuft direkt an der Wasserstraße ein Betriebsweg, der auch von Radfahrern und Fußgängern benutzt werden kann. Nur am Chemiepark Marl muss kurzzeitig auf den Radweg an der Lippe ausgewichen werden. Die Mündung des Datteln-Wesel-Kanals befindet sich unmittelbar südlich der renaturierten Lippemündung und des Städtischen Rheinhafens.

Schon 1355, so belegt es eine alte Urkunde, wurden in Wesel auf dem Rhein Güter mit Hilfe eines Kranschiffes umgeschlagen. Ein erstes Hafenbecken, das inzwischen allerdings wieder zugeschüttet wurde, entstand Mitte des 17. Jahrhunderts. Der heutige Rheinhafen wurde zwischen 1870 und 1875 ausgehoben, um eine bessere Anbindung an den Eisenbahnverkehr zu ermöglichen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die gesamte Anlage durch Fliegerbomben stark beschädigt, bis 1950 aber wieder vollständig hergestellt.

Der Hafen besitzt eine rund 800 Meter lange Kaimauer. Heute werden hier insbesondere Kies und andere Baumaterialien, Futtermittel, Brennstoffe und Öl umgeschlagen. Das Hafenbecken, das parallel zur Lippe ausgerichtet ist, besitzt auch einen Anleger für Ausflugsschiffe.

Die Lippe besaß einst eine lange Schifffahrtstradition, die bis in die römische Zeit zurückgeht. Später wurden Eisenerz, Getreide, Holz und Salz über den Fluss getreidelt, also auf Kähnen vom Ufer aus mit Pferden gezogen. Die Hochzeit erlebte die Schifffahrt auf der Lippe ab 1840, als der Fluss durchgängig bis Lippstadt schiffbar war. An diese Zeit erinnert der alte Lippehafen in Wesel mit seiner alten Hafenmauer. Doch nachdem die Schifffahrt gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgegeben wurde, verwaiste der Hafen. Heute befindet sich hier der Vereinssitz des Weseler Rudervereins.

Einsam und verlassen steht eine langgestreckte Brückenruine auf der Wiese am Rhein. Die historische Eisenbahnbrücke wurde zwischen 1872 und 1874 durch die Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft als Teil der Bahnstrecke zwischen Hamburg und dem niederländischen Venlo erbaut. Damals war es die nördlichste deutsche Rheinbrücke. Nach 1917 kam in unmittelbarer Nähe noch eine Straßenbrücke hinzu. Als die Deutsche Wehrmacht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges vor den alliierten Streitmächten zurückwich, sprengte sie im März 1945 beide Brücken, um den Vormarsch des Gegners aufzuhalten. Die Eisenbahnbrücke wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut, blieb aber als Ruine erhalten.

Das Museum soll ein lebendiger Ort sein, wo unter dem Motto: ‚Dorf am Deich‘ Zeugnisse der Vergangenheit zusammengetragen und ausgestellt werden, die einen kultur- und sozialgeschichtlichen Überblick über das Leben in der Gemeinde zu geben. Dabei spielt das Leben am Rhein, die Schifffahrt, der Fischfang und der Deichbau eine besondere Rolle. Die ständige Ausstellung wird häufig durch Sonderausstellungen sowie durch Vorführungen alter Handwerkstechniken und Backen im alten Backhaus ergänzt.

Die Lippefähre Quertreiber ist eine unbemannte Gierseilfähre, die bis zu sechs Personen mit Fahrrädern gleichzeitig benutzen können. Sie verbindet die Hauptroute der Römer-Lippe-Route mit der Lippemündungsschleife vor Wesel und ist zwischen Mitte April und Mitte Oktober in Betrieb. Der Fahrgast kann die Fähre mit eigener Muskelkraft zum anderen Ufer ziehen. Ein 100 m langes Tragseil sorgt dafür, dass die Fähre zur gegenüber liegenden Anlegestelle geführt wird.


Radrouten die durch Wesel führen:

Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
NiederRheinroute




Schermbeck

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itten im Naturpark ‚Hohe Mark‘, in der Grenzregion zwischen Münsterland und Niederrhein, liegt landschaftlich reizvoll die Gemeinde Schermbeck. Sie taucht bereits im Jahre 799 als ‚Scirenbeke‘ erstmals schriftlich auf und profitierte im frühen 13. Jahrhundert davon, dass eine wichtige Handelroute durch den Ort führte. Um das Jahr 1415 wurde Schermbeck zur Stadt erhoben und mit zwei Toren und acht Türmen befestigt. Reste der Stadtmauer und der klevischen Grenzburg sind noch erhalten. Leider wüteten mehrfach verheerende Feuer in der Stadt. Dennoch sind einige alte Bauwerke noch erhalten. Der historische Rundwanderweg führt zu rund 20 Baudenkmälern innerhalb des Ortskerns. Mit der Römer-Lippe-Route, der Niederrheinroute und der 3-Flüsse-Route führen gleich drei Radfernwege durch die Gemeinde.

Sehenswertes:

Die auch häufig als Wasserschloss bezeichnete Burganlage wurde 1319 erstmals urkundlich erwähnt. Zunächst diente der Adelssitz als Landesburg von Kleve. Mehrfach wurde die Wehranlage zerstört, danach aber immer wieder neu aufgebaut. 1662 kam sie in privaten Besitz und auch heute noch wird Burg Schermbeck privat bewohnt.

Schon vor dem Bau der Georgskirche stand an der gleichen Position eine Kapelle, die wohl im 14. Jahrhundert errichtet worden war. Die Georgskirche entstand dann im frühen 15. Jahrhundert als spätgotische dreischiffige Basilika. Mehrfach wurde das Gotteshaus bei Großbränden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der wuchtige Kirchturm verlor bei einem Feuer im 18. Jahrhundert seinen spitzen Helm, der danach durch die heutige stumpfe Turmhaube ersetzt wurde. In dieser Zeit erhielt der Turm den goldenen Schwan, der das Luthertum symbolisieren soll. 1945 wurde die Kirche durch Fliegerbomben erneut zerstört. Die historische Ausstattung ging dabei bis auf das zuvor ausgelagerte Altarbild verloren.

Das älteste Wohngebäude Schermbecks entstand zwischen 1569 als Ackerbürgerhaus. Heute beherbergt es das vom Heimat- und Geschichtsverein e.V. betreute Heimatmuseum. Die Ausstellung beherbergt zahlreiche alte Landwirtschaftsgeräte, historische Werkzeuge und Einrichtungsgegenstände, die die Geschichte und die Kultur des Ortes nachvollziehen lassen. Häufig wird die Sammlung durch wechselnde Sonderausstellungen ergänzt.

Die Turmwindmühle im Schermbecker Ortsteil Damm wurde 1830 als runder Backsteinbau auf einem aufgeschütteten Hügel errichtet. Als östlichste Windmühle des Niederrheins war sie bis 1940 in Betrieb. Über Jahrzehnte stand sie ohne ihre mächtigen Windmühlenflügel da. Erst nach einer umfassenden Sanierung erhielt sie 1983 ein neues Flügelkreuz.

Am Ortsausgang von Gahlen steht am Mühlenteich die alte Wassermühle Benninghof. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und war noch bis zum Jahr 1958 in Betrieb.

‚Hermann‘ wird der Stromturm liebevoll genannt, der im Schermbecker Ortsteil Damm das ‚kleinste Strommuseum der Welt‘ beherbergt. Die ausgestellten Gegenstände versprechen eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der Elektrizität.

Das Museum ist zwischen Mai und Oktober jeweils am ersten Sonntag im Monat geöffnet. Nach vorheriger Absprache sind auch andere Besichtigungstermine möglich.

Zwischen Damm und Marienthal liegt mitten auf einer Wiese ein riesiger Findling aus nordischem Granit. Es wird vermutet, dass er mit einem Eisberg an seine heutige Position transportiert wurde, als hier noch ein riesiger Ozean das Land bedeckte. Um das imposante, baumhohe Naturdenkmal ranken sich mehrere Sagen und Geschichten.

 

Hinter der Szenerie: Der Wurf des Teufelssteins

Dereinst bauten in Marienthal fromme Mönche ein Kloster zu Ehren Gottes. Und auch im heute zu Hünxe gehörenden Drevenack wurde eine stolze Kirche erbaut, die schon von Weitem über die Felder zu sehen war. Das ärgerte den Teufel sehr und er befahl den Nixen in der Issel ungehalten, den Fluss aufzustauen, sodass die Kirche überschwemmt und damit unbrauchbar werden sollte. Doch das störte die gottesfürchtigen Männer nicht – sie bauten ihr Kirchlein auf dem Hügel etwas höher wieder auf. Der Höllenfürst schäumte vor Wut und stieß mit seinem Pferdefuß fest auf den Boden. Da sah er einen großen Stein, hob ihn auf und unter donnerndem Getöse schleuderte er den Granitblock gegen die Kirche – oder gegen das Kloster – hier differieren die verschiedenen Überlieferungen. Die eine spricht davon, dass der Wurf zu kurz war, die andere behauptet, der Stein wäre über die Kirche hinaus geflogen. Welche der beiden Geschichten nun wirklich der alleinigen und absoluten Wahrheit entspricht, lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen… Sei’s drum: nach dem satanischen Wurf blieb der Riesenstein mitten auf dem Felde liegen. Hier liegt er bis zum heutigen Tage und deshalb wird er auch heute noch ‚Teufelsstein‘ genannt.


Das weißgetünchte achteckige Kirchengebäude mit dem Glockenturmaufsatz wurde 1786 fertiggestellt. Doch heute finden hier keine Gottesdienste mehr statt. Seit 2004 beherbergt der Zentralbau die Kulturstiftung der Gemeinde Schermbeck. Der Saal dient als Räumlichkeit für kulturelle Veranstaltungen.

Die zweischiffige gotische Backsteinkirche wurde im späten 12. Jahrhundert errichtet. Teile des Hauptschiffes sind sogar noch älter und stammen von der Vorgängerkirche. Auch der vorgesetzte Wehrturm stammt noch aus romanischer Zeit. Die Gründung der Gemeinde geht auf karolingische Zeit zurück. 1552 war sie auf eigene Initiative zum lutherischen Glauben gewechselt. Zu der Innereinrichtung gehört eine aufwendig geschnitzte Kanzel von 1654 sowie ein spätgotischer Wandtabernakel.


Radrouten die durch Schermbeck führen:

p style=“text-align: justify;“> Römer-Lippe-Route
Rundkurs Ruhrgebiet
NiederRheinroute




Grevenbroich

D
ie linksrheinische Stadt wurde im letzten Jahrhundert entscheidend durch den Braunkohleabbau geprägt. Ortschaften wie Gürath und Elfgen verschwanden schon Anfang des 20. Jahrhunderts vollständig von der Landkarte. Dafür entstanden riesige künstliche Abraumhalden, wie die Vollrather Höhe und die Gustorfer Höhe, die das Landschaftsbild nachhaltig veränderten. Die Braunkohlegroßtagebaugebiete Garzweiler I + II graben noch heute gigantische Löcher in den Landstrich. Zwei riesige Braunkohlekraftwerke dienen der Grundlaststomerzeugung. Bereits im 19. Jahrhundert war Grevenbroich zu einem bedeutenden Standort der Textil-, Metall und Nahrungsmittelindustrie geworden. Heute werden auf dem Stadtgebiet insgesamt 32 Ortschaften politisch vereint.
Im 12. Jahrhundert entstand in der sumpfigen Landschaft eine erste Burganlage, um die sich Grevenbroich als Siedlung entwickelte. 300 Jahre später wurde die Burg zum Schloss ausgebaut. Noch heute bildet das Grevenbroicher Schloss den gesellschaftlichen Mittelpunkt des Ortes, weswegen er auch häufig als ‚Schlossstadt’ betitelt wird.

Sehenswertes:

Im Grevenbroicher Stadtpark befindet sich die Villa Erckens, benannt nach dem Industriellen Oskar Erckens. Dieser hatte es in der Textilbranche zu einigem Reichtum gebracht und 1887 die Villa im klassizistischen Stil als Wohnhaus erbauen lassen. In den 1950er Jahren erwarb die Stadt Grevenbroich das Bauwerk und nutzte es zunächst als Verwaltungsgebäude. Heute befindet sich in der Villa das ‚Museum im Stadtpark’. In den Räumlichkeiten befindet sich eine Präsentation, die unter anderem auf den nahe gelegenen Steinkohletagebau eingeht. Daneben werden regelmäßig Wechselausstellungen gezeigt.

In Hülchrath, direkt am Gillbach gelegen, befindet sich das Schloss Hülchrath. Die ehemalige Wasserburg geht auf das 14. Jahrhundert zurück und ist im Wesentlichen bis heute erhalten. Das Schloss gilt als eine der best erhaltensten mittelalterlichen Burganlagen des Rheinlandes. Eine erste Burg hatte es an dieser Stelle bereits im 12. Jahrhundert gegeben. Über Jahrhunderte war die Burganlage im Besitz des Kölner Erzstiftes.

Sie besteht aus einer Vor- und einer Hauptburg und ist zweifach von einer Wassergräfte umgeben. Als 1995 die Landesgartenschau in Grevenbroich stattfand, wurde die Parkanlage des Wasserschlosses neu gestaltet.

Mitten in Grevenbroich befindet sich das Alte Schloss. Es wurde spätestens im 12. Jahrhundert als rundumwehrte Wasserburg erbaut und im 15. Jahrhundert von den Jülicher Herzogen durch einen landesherrlichen Schlossbau ersetzt, der zwischen 1561 und 1577 als Dreiflügelanlage ausgebaut wurde. Heute ist allerdings nur noch der dreistöckige Palais erhalten. An das historische Backsteingemäuer wurden zwei moderne Flügel angebaut.

Das Alte Schloss bietet drei Säle für öffentliche Veranstaltungen oder private Feiern. Der Rittersaal fasst bis zu 160 Personen.

Das Kloster Langwarden befindet sich im gleichnamigen Stadtteil Grevenbroichs und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1145 wurde das Kloster als Prämonstratenserinnenkloster gegründet. Es unterstand dem Erzstift Köln als Lehen. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die gesamte Anlage im barocken Stil neu errichtet. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster jedoch aufgehoben. Die Gebäude gelangten in Privatbesitz und wurden zu einer Schlossanlage umgestaltet. Die Klosterkirche wurde abgebrochen.

In der Zeit des Dritten Reiches diente die Anlage als Arbeitslager, nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingslager. Im Jahre 1964 schließlich zogen Zisterziensermönche wieder in die Klostergebäude ein. Heute dient das Kloster Langwarden auch als Männerwohnheim, als Altenheim sowie als Druckerei, Buchbinderei und Verlagsgebäude. Darüber hinaus wird hier auch ein Restaurant mit Kaminstube und Biergarten betrieben.

Der ehemalige Adelssitz Haus Horr befindet sich außerhalb der Stadt Grevenbroich an der Grenze zu Rommelskirchen und Dormagen. Das Herrenhaus wurde 1738 in Anlehnung an Schloss Flakenlust bei Brühl als ein ‚Maison de Plaisance’ erbaut. Der alte Schlosspark existiert heute nicht mehr.

Wevelinghoven ist ein altes Straßendorf. Das einst selbstständige Städtchen verläuft parallel zur Erft am rechten Flussufer. Heute gehört es als Stadtteil zu Grevenbroich. Die Lage der heute nicht mehr existierenden Burg ist an einem Hügel, der direkt am Flusslauf der Erft liegt, noch zu erahnen. Die Stadt wurde im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig zerstört, hier tobte 1648 die berühmte Schlacht bei Wevelinghoven.

Das prächtige ehemalige Rathaus wurde 1909 im wilhelminischen Stil erbaut. Geschmückt mit Jugendstilornamenten, gilt das Gebäude als stolzes Symbol der ehemaligen Eigenständigkeit Wevelinghovens. Der Ratsaal ist noch original erhalten und wird, obwohl sich der Bau inzwischen in privatem Besitz befindet, noch häufig für öffentliche Veranstaltungen genutzt.

Das älteste Gebäude von Wevelinghoven ist das Alte Pastorat. Im Jahre 1653 erbaut, diente es zunächst als Wohnhaus für den evangelischen Pfarrer. Aber die Konfession von Kirche und Pastorat wechselten mehrfach. Heute dient dass Alte Pastorat dem katholischen Pfarrer als Wohnstatt.

Wenn man an einem der Aussichtsplattformen des Braukohletagebaus Garzweiler steht, schaut man ein wenig ungläubig in ein Erdloch von gigantischem Ausmaßes hinein. Monströse Schaufelradbagger, schier unendlich lange Förderbänder und in der Tiefe verschwindend klein wirkende Lastwagen, die  dort unten wie Spielzeugautos erscheinen, hinterlassen einen imponierenden und bleibenden Eindruck.

Die hier geförderte Braunkohle entstand vor ungefähr 30 Mio. Jahren, als tropische Wälder, Gräser und Farne im Wasser des sich neu bildenden Moores eingeschlossen wurden. Heute liegt die Kohle 40 bis 160 m unter der Oberfläche. So muß zunächst der so genannte Abraum oberhalb der dunklen Braunkohleschichten abgetragen werden. Die einzelnen Schichten sind vom Grubenrand gut zu erkennen. Die gigantischen Schaufelradbagger fördern bis zu 200.000 mam Tag. Ein Schaufelrad besitzt einen Durchmesser von 21 m.

Die Ursprünge dieser Kohlegruben gehen bis in die Mitte des 19. Jahrhundert zurück. Aus den kleineren Gruben Neurath und Heck wurde die Grube Frimmendorf-Süd, diese wurde mit der Grube Frimmendorf-West im Jahre1983 zum Großtagebau Garzweiler, heute Garzweiler I, zusammengelegt. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 66 km². Mehrere Ortschaften, darunter auch das Dorf Garzweiler, wurden für den Großtagebau geopfert und abgerissen. Westlich von Garzweiler I entsteht nun seit 2006 die Erweiterung ‘Garzweiler II’, mit 48 km² nur unwesentlich kleiner als Garzweiler I und reicht auf das Gebiet der Städte Mönchengladbach und Erkelenz sowie der Gemeinde Jüchen hinein. Zwei Autobahnen, die A44 und die A61 werden dafür umgeleitet, zwölf Dörfer werden abgetragen, nahezu 8000 Einwohner werden bzw. wurden umgesiedelt. Bis zum Jahr 2045 soll der Braunkohleabbau dauern. Danach plant man eine Landschaftumgestaltung mit einem zentralen See, der über Jahrzehnte aus abgeleitetem Rheinwasser entstehen soll.

Nach Voranmeldung bei der Firma RWE-Power AG sind Gruppenführungen mit geländegängigen Omnibussen durch die Riesenkuhle möglich.

Die Pflege, die Präsentation und der Betrieb von Schmalspurbahnen ist das Anliegen des Feldbahnmuseums. Die Sammlung umfasst Schienenfahrzeuge, die einst als Klein-, Gruben-, oder Transportbahn dienten. Mit ihrer Spurbreite von nur 60 cm unterstützten sie die Arbeit in der Landwirtschaft, beim Torfabbau, bei Baustellen und beim Militär. Die ausgestellten Eisenbahnen sind zum großen Teil noch fahrbereit. Vom Bahnhof ‘Neurather Feld’ am Haupteingang führt eine kostenlose Feldbahn zum Bahnhof ‘Oekoven’. Die Fahrt geht kostenpflichtig weiter bis zum Bahnhof ‘An der Lohe’ und wieder zurück. Sie dauert ungefähr 25 Minuten. Die Museumshallen beherbergt neben den historischen Lokomotiven und den zugehörigen Waggons auch eine Ausstellung über die Stellwerktechnik.

Bereits im Jahre 1386 wurde die Gustorfer Wassermühle an der Erft erstmals als erzbischöfliches Lehen erwähnt. Der heute vierstöckige mächtige Backsteinbau wurde in der Vergangenheit mehrfach umgebaut, stammt im Kern aber von 1749. Sie diente bis 1913 als Kornmühle. Anfang der 1920er Jahre wurde das Wasserrad durch eine heute noch existierende Turbine ersetzt, die aber nie ihren Dienst aufnahm. Durch den gesunkenen Wasserstand der Erft ist ein Betrieb heute auch nicht mehr möglich. Im Jahr 1961 wurde das denkmalsgeschützte Mühlengebäude bei einem Feuer schwer beschädigt und erst nach der Jahrtausendwende wieder umfangreich saniert.

Das gigantische Braunkohlekraftwerk in Grevenboich-Neurath wird von der RWE betrieben und dient der Erzeugung von Grundlaststrom. Zwischen 1972 und 1976 entstanden fünf Kraftwerksblöcke, die zwischen 2006 und 2011 noch um zwei weitere Blöcke ergänzt wurden. Die Kohle wird mit einer Transportbahn direkt aus den benachbarten Braunkohleabbaugebieten zum Kraftwerk befördert. Jeder Kraftwerksblock hat einen Verbrauch von 820 Tonnen Kohle in der Stunde.

Zwischen Grevenbroich und Mönchengladbach, eigentlich schon zur Gemeinde Jüchen gehörend, befindet sich das Schloss Dyck. Es gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten Schlossanlagen im Rheinland. Die Hauptburg besteht aus einem vierflügligen, um einen quadratischen Innenhof angelegtes Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das an seinen vier Ecken jeweils von einem Eckturm begrenzt wird. Über zwei Vorburgen gelangt man zur Hochburg. Die gesamte Wasserschlossanlage wird von einem dreifachen Gräftensystem umflossen.

Eine erste befestigte Burganlage hatte bereits Ende des 11. Jahrhunderts bestanden. Der Ausbau zu einer Schlossanlage wurde nach 1658 durchgeführt. Im folgendem Jahrhundert wurde Schloss Dyck im barocken Stil umgestaltet. Der Barockgarten wurde aber bereits 1794 zu einer Englischen Parkanlage umgewandelt, die dem sich wandelnden damaligem Zeitgeist mehr entsprach.

Im Jahr 2002 bildete das Schloss das Zentrum der dezentralen Landesgartenschau EUROGA. Die Gärten sind auch heute noch zu besichtigen. Schloss Dyck ist Teil der ‘Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas’.

Einen besonderen Bekanntheitsgrad erlangte die Schlossanlage in den 1990er Jahren, als es als Kulisse für die TV-Soap ‘Verbotene Liebe’ diente.

Unmittelbar im Osten des Braunkohleabbaugebietes Garzweiler erhebt sich die Abraumhalde Vollrather Höhe. Sie wird nach dem ehemaligen Gut Vollrath benannt, das hier noch bis 1953 bestand. Im Volksmund wird die Halde auch nach der anliegenden Ortschaft Allrather Höhe oder Allrather Kippe bezeichnet. Sie wurde zwischen 1955 und 1968 zu einem 165 Meter über NN hohen Hochplateau aufgeschüttet. Der höchste Punkt befindet sich auf 187 Metern über dem Meeresspiegel. Seit 1973 ist die Abraumhalde öffentlich zugänglich und wird seit dem überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Auf dem Plateau wurde ein Windpark installiert. Über die Vollrather Höhe und an ihr vorbei führen mehrere Radwanderwege. Die Auffahrt wird viel von Rennradfahrern als Bergtrainingsmöglichkeit genutzt.


Radrouten die durch Grevenbroich führen:

Erft Radweg
NiederRheinroute




Neuss

N
euss, die Stadt am linken Rheinufer, genau gegenüber der Metropole Düsseldorf, ist gemeinsam mit Trier die älteste Stadt Deutschlands. Im Jahre 16 v. Chr. haben römische Legionäre an der Mündung der Erft in den Rhein eine erste hölzerne Befestigungsanlage errichtet. Die Römer nannten den Ort Novaesium, zu Deutsch ‘Neuss’, im rheinischen Dialekt ‘Nüss’. Neuss lag zur römischen Zeit am Ende der Fernstraße von Lyon über Trier zum Rhein. Erst Ende des 3. Jahrhunderts zogen sich die Römer aus ihrer Garnison zurück. 1190 wurde Neuss erstmals als ‘Stadt’ bezeichnet. Zehn Jahre später entstand eine große mittelalterliche Stadtmauer mit fünf Toren, von der wesentliche Teile noch bis heute erhalten sind. Das Quirinus-Münster, dass die Innenstadt bis heute prägt und als das Wahrzeichen der Stadt gilt, wurde ab 1209 erbaut. Als Mitglied der Hanse gelang ein beträchtlicher wirtschaftlicher Aufstieg. Seit 1963 ist Neuss durch Überschreitung der 100.000-Einwohner-Grenze offiziell Großstadt. Sehenswert ist das große Clemens-Sels-Museum mit seiner heimatkundlichen und kunstgeschichtlichen Sammlung sowie das ungewöhnliche ‘Museum Insel Hombruch’ mit seinem dezentralen Ausstellungskonzept, dass Künstler der klassischen Moderne sowie asiatische Kunst präsentiert.

Sehenswertes:

Das Wahrzeichen der Stadt Neuss ist das zwischen 1209 und 1230 erbaute Quirinus-Münster. Das Gotteshaus gilt als eine der bedeutendsten spätromanischen Kirchenbauten Deutschlands und als prägnantes Beispiel der deutschen Kirchenarchitektur während der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. Sowohl die Fassade als auch das Westwerk wurden mit Bogenfriesen, Spitzbögen und anderem Mauerschmuck reichlich verziert.

Vermutlich wurde hier an dieser Stelle bereits Mitte des 9. Jahrhunderts ein Kloster errichtet, eine erste urkundliche Bestätigung einer Kirche stammt aus dem Jahre 1043, wobei der heutige Bau nachweislich mehrere Vorgängerkirchen hatte. So entstammt die Krypta noch der Mitte des 11. Jahrhunderts, einige Fußbodenreste sogar dem 9. Jahrhundert. Auch wurden bei Grabungen Reste einer römischen Apsis unterhalb des Münsters entdeckt. Als Mitte des 18. Jahrhunderts der 100 m hohe, die Silhouette prägende Westturm von einem Blitzschlag schwer beschädigt wurde, wurde er auf 30 m verkürzt und erhielt seine heutige barocke Kuppel aufgesetzt.

Leider wurden während des Zweiten Weltkrieges wesentliche Teile der kostbaren Inneneinrichtung zerstört. Sehenswert sind dennoch der Quirinusschrein aus dem 19. Jahrhundert, das Pestkreuz (14. Jhd.) und die Marienstatue (15. Jhd.) Auch ein Teil des Chorgestühls aus dem 15. Jahrhundert sowie ein steinerner römischer Sarkophag blieb erhalten.

Nahe des Neusser Hauptbahnhofes befindet sich die Marienkirche. Sie beheimatet die größte katholische Kirchengemeinde der Stadt und wurde 1896 gegründet. Die Marienkirche wurde 1902 fertig gestellt und prägt seit dem das Stadtbild von Neuss.

Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Neuss sind heute nur noch einige Reste erhalten. Das Obertor, am südlichen Rand der alten Stadtmauer gelegen, ist das imposanteste der ehemals sechs Stadttore. Von hier aus wurde die Straße nach Köln kontrolliert. Das Tor wurde Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet und wesentliche Teile sind bis heute erhalten. Später wurde die Obertorkapelle angebaut. Ihr heutiges Erscheinungsbild stammt aus dem Jahre 1712. Heute beherbergt das Obertor die Abteilung zur mittelalterlichen Stadtgeschichte des Clemens-Sels-Museums.

Von der alten Stadtbefestigung blieben noch das Hammtor und der Blutturm erhalten. Dieser ist der letzte erhaltene Rundturm der Stadtmauer und stammt wie das Obertor noch aus dem 13. Jahrhundert.

Das Clemens-Sels-Museum ist das große Heimatkunde- und Kunstmuseum der Stadt Neuss. Es ging aus dem Museum des Neusser Heimat- und Geschichtsverein hervor, das seit dem 18. Jahrhundert im mittelalterlichen Obertor untergebracht war. Der heutige Museumsbau wurde 1975 realisiert und fügt sich direkt an das Obertor an.

Die heutigen Schwerpunkte der Ausstellung sind die Urgeschichte, die Römische Garnison Novaesium, Neuss im Mittelalter und als Hafenstadt am Rhein. Darüber hinaus zeigt das Museum eine umfangreiche Kunstsammlung mit Werken aus der Zeit des Mittelalters bis zur Gegenwart, insbesondere auch des Rheinischen Expressionismus und Max Ernst sowie die Kunst der Nabis.

Auf der Oberstraße befindet sich ein noch erhaltenes ehemaliges Klostergebäude, das Haus Rottels. Das 1820 zum Wohnhaus umgestaltete Gebäude beherbergt heute neben einer ausgegliederten Ausstellung des Clemens-Sels-Museums auch das Rheinische Schützenmuseum sowie das Joseph-Lange-Schützenarchiv.

Mit der Stiftung Hombroich wurde im Neusser Stadtteil Holzheim ein interessantes Freiluftgelände geschaffen. Neben der ‚Museumsinsel Hombruch’ und der ‚Langen Foundation’ befinden sich hier Ateliers bildender Künstler, Werkstätten, Büro- und Veranstaltungsräume, aber auch landwirtschaftlich genutzte Flächen. So beschreibt man das Gelände auch gerne als ‚Kulturraum’, in dem eine neue Form der Stadtlandschaft geschaffen werden soll.

Das ‚Museum Insel Hombruch’ ist ein Kunstfreilichtmuseum mit einem völlig neuem Ausstellungskonzept. Die Gemälde werden dezentral in verschiedenen Pavillons gezeigt, die in einen großen Landschaftspark eingebettet wurden. Die einzelnen Gebäude, wie Orangerie, Labyrinth oder Schnecke, sind selber begehbare Skulpturen.

Gezeigt wird die Kunstsammlung von Karl-Heinrich Müller, der die Insel Hombroich 1982 erwarb und in der Folgezeit kultiviert hatte. Seine Kollektion beinhaltet Werke von Künstlern der Klassischen Moderne, wie Cézanne, Matisse, Corinth und Arp, aber auch Kunst aus dem asiatischen Raum.

Wo sich einst die NATO-Raketenstation befand, steht heute das moderne Ausstellungsgebäude der Langen Foundation. Auf einer Ausstellungsfläche von ungefähr 1.300 m² werden Wechselausstellungen gezeigt, die einzelnen Künstlern oder Themen gewidmet sind. Das Gebäude wurde 2004 eröffnet und wurde vom bekannten japanischen Architekten Tadao Ando entworfen.

Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich im deutschen Bürgertum eine interessante gesellschaftliche Mode: man schickte sich gegenseitig bedruckte Kärtchen als Bekundung der Wertschätzung. Diese beliebten Druckgrafiken stellten zunächst Heiligenbilder und Bibelszenen dar, später bezogen sie sich auch auf aktuelle politische, kulturelle und historische Ereignisse. Sie zeugen von den Werten und ideologischen Ansichten in ihrer Zeit. Damit geben sie auch einen Abriss über die gesellschaftliche Entwicklung in dieser Epoche.

Die ehemalige Leiterin des Clemens-Sels-Museums, Dr. Irmgard Feldhaus, hat über 5000 dieser Kärtchen, aber auch bedruckten Wandschmuck oder die damals sehr populären Ausschnittbögen gesammelt. Sie sind heute im Feld-Haus-Museum für populäre Druckgrafik, eine Außenstelle des Clemens-Sels-Museums zu sehen. Auch das Museumsgebäude selber ist sehenswert. Es wurde durch den bekannten dänischen Künstler Per Kirkeby als begehbare architektonische Skulptur entworfen.

107 Kilometer, nachdem die Erft bei Nettersheim entspringt, mündet sie bei Neuss, fünf Kilometer vom Zentrum entfernt, in den Rhein. An der Mündung wurde der Abguß eines sogenannten Eckbekrönungssteines aufgestellt. Er wurde von der Gemeinde Nettersheim gestiftet, wo sich auch das Original befindet. Die Stadt Neuss und die Gemeinde Nettersheim sind freundschaftlich miteinander verbunden.

Direkt an der Erft bei Neuss-Holzheim befindet sich das Gut Eppinghoven, das auf ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster zurückgeht. Der Konvent wurde im Jahre 1214 zunächst als Filialkloster des Klosters Saarn gegründet und 1236 nach Eppinghoven verlegt. 1650 wurde das Kloster in ein adliges Damenstift umgewandelt. Nachdem es Ende des 18. Jahrhunderts eine Zeit lang auch als Lazarett  diente, wurde das Stift 1802 aus Kostengründen aufgehoben und die Stiftkirche etwas später abgebrochen.

Nahe dem Reuschenberger Busch eröffnete die Stadt Neuss den Kinderbauernhof Selikum. Ziel war es, Kindern spielend den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur näher zu bringen. Das Naturschutzzentrum bietet die Möglichkeit, die Umwelt und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren spielend zu erforschen. Aber der Höhepunkt ist für die Kinder natürlich das Wildgehege, in dem sie die vielen Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner, Kaninchen und Schweine beobachten und streicheln können. Ein Landschaftslehrpfad vermittelt die natur- und kulturgeschichtliche Entwicklung der Region.

Das Castrum Novaesium gilt als eines der bedeutendsten und ältesten römischen Legionslager im Rheinland. Unmittelbar an der Mündung der Erft in den Rhein gelegen, ist die heutige Ausgrabungsstätte als Bodendenkmal geschützt. Es gilt als typisches Legionslager der römischen Kaiserzeit. Von hier aus fand der Aufmarsch für die Eroberung Germaniens statt. Später war das Castrum Novaesium ein wichtiger Teil des Niedergermanischen Limes. Ihm kam eine wesentliche strategische Bedeutung zu, da die Mündung der Ruhr nur wenige Kilometer entfernt liegt und wichtige Handels- und Heerstraßen dort entlang führten. Das Militärlager wurde im Jahre 43 n. Chr. errichtet und in der Folgezeit kontinuierlich auf eine Grundfläche von ungefähr 7000m²  ausgebaut. Zeitweilig waren hier 6.500 Legionäre stationiert. In der Zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts wurde das antike Lager vollständig zerstört. Daher ist auch kaum etwas vom Novaesium zu sehen. Ein ‘Historischer Rundgang’ mit verschiedenen Informationstafeln klärt über die ehemalige römische Garnison auf.

Die Geschichte des Schloss Reuschenberg ist geprägt durch den häufigen Wechsel der Adelgeschlechter. So wechselte auch der Name des Anwesens recht häufig. Recht gebräuchlich ist auch heute noch der Begriff ‚Haus Selikum’. Eine erste urkundliche Erwähnung als Rittersitz stammt aus dem Jahre 1284. Im 16. Jahrhundert wurde das Anwesen weitgehend zerstört, in der Folgezeit aber wieder aufgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich wurde auch dieser Herrensitz abgebrochen und durch einen neuen Gutshof ersetzt. Im 20. Jahrhundert übernahm die Stadt Neuss das Schloss Reuschenberg und richtete darin eine Landfrauenschule ein. Bis 1997 diente das Anwesen noch als Schule. Nach einer grundlegenden Sanierung wurde das Schloss privat verkauft.

Von der Jahreszeit unabhängiges alpines Wintersportvergnügen bietet die Skihalle in Neuss. Auf einer 300 Meter langen Abfahrtpiste, die im oberen Teil 28% Gefälle besitzt, kommen Ski- und Snowboardenthusiasten auf ihre Kosten. Mit einem Sessellift erreicht man den Hanggipfel auf 110 Metern. Für Anfänger und Ungeübte steht eine flachere Schneepiste zur Verfügung. Für ein zünftiges Après-Ski gibt es Restaurants und Bars auf einer Fläche von 2000 m². Im Außenbereich wurde ein Kletterpark eröffnet. Er bietet neben einer großen Kletterwand verschiedenste Kletterrouten, die sowohl den Ansprüchen von erfahrenen Kletterern genügen als auch für Anfänger geeignet sind.

Östlich von Grimlinghausen befand sich einst als Teil des römischen Grenzwalls, dem Niedergermanischen Limes, das Kleinkastell am Reckberg. Hoch am Westhang des Berges gelegen, ermöglichte die Lage einen weiten Blick über die Rheinebene. Die gesamte Anlage wurde auf zwei Hügeln errichtet. Der Wehrturm stand auf dem Ersten Reckberg, das auf quadratischen Grundriss erbaute Kastell befand sich auf dem ‚Zweiten Reckberg’. Seine mächtige Wehrmauer aus Sandstein besaß eine Stärke von fast 2 Metern. Der Zugang war nur über ein Tor möglich. Die Bauzeit dieser historischen Anlage wird auf Ende 1. Jhd/ Anfang 2. Jhd. geschätzt. Sie wurde wohl bis in das 3. Jahrhundert hinein von den römischen Truppen genutzt. Die Überreste der Befestigungsanlage sind heute als Bodendenkmal geschützt.

Um das Jahr 1900 wurden östlich von Grimlinghausen am Reckberg die Fundamente eines römischen Wachturms freigelegt. Dieser gehörte ursprünglich zum Kleinkastell am Reckberg und damit zum Niedergermanischen Limes, dem römischen Grenzwall. Der Turm stammt wahrscheinlich aus dem anfänglichen 2. Jahrhundert n. Chr. und bestand im unteren Teil aus Sandsteinquadern, die auf einem quadratischen Grundriss von 5 x 5 m angelegt waren. Der obere Teil wurde in Fachwerkbauweise ausgeführt. Die Reste des Bauwerkes sind heute als Bodendenkmal geschützt. 1991 errichtete man unweit des Standortes eine Rekonstruktion des Wachturmes.


Radrouten die durch Neuss führen:

Erft Radweg
Erlebnisweg Rheinschiene
NiederRheinroute




Xanten

D
ie Domstadt am Niederrhein, die sich gleichzeitig auch Römerstadt und Siegfriedstadt nennt, hat dem Besucher einiges an Geschichte, Kultur und Natur zu bieten. Wer an Xanten denkt, dem fallen zunächst meist die alten Römer ein, die hier schon vor 2.000 Jahren in der Stadt ‚Colonia Ulpia Traiana‘ lebten. In der Antike war die Stadt eine der größten Metropolen in den germanischen Provinzen Roms und neben Köln die einzige Colonia in Niedergermanien. Im LVR-Archäologischen Park Xanten kann man eine Vielzahl von rekonstruierten römischen Bauten besichtigen, die auf den originalen Fundamenten stehen, darunter Wohnhäuser, eine Herberge, der Hafentempel, die Stadtmauer, Tore und ein Amphitheater. Der Archäologische Park ist das größte Freilichtmuseum Deutschlands. Zu ihm gehört auch das RömerMuseum, in dem die faszinierende Geschichte der Römer am Niederrhein anschaulich beschrieben wird.
Siegfried, der drachenbezwingende Held aus der berühmten Nibelungensage, war der Geschichte nach ein Königssohn aus Xanten, ehe er nach Burgund auszog, um dort um die Hand der schönen Königstocher Kriemhild zu werben. Natürlich gibt es hier ein Museum, das die Geschichte hinter der Sage beleuchtet sowie Straßen, Restaurants und Mühlen, die sich mit ihren Namen auf das deutsche Heldenepos beziehen.
Auch kirchengeschichtlich ist die Stadt am Niederrhein bedeutend. Der gotische St.-Viktor-Dom im historischen Zentrum wird hier der ‚größte Dom zwischen Köln und dem Meer‘ genannt und geht auf die Gründung eines Stiftes im 8. Jahrhundert zurück. Er besitzt die bedeutendste sakrale Bibliothek am Niederrhein und einen wertvollen Kirchenschatz, der im StiftsMuseum besichtigt werden kann. Kultureller Anlaufpunkt ist in unmittelbarer Nähe zum Dom das DreiGiebelHaus mit seinen verschiedenen Ausstellungen. Wer es natürlicher mag, dem bietet die Bislicher Insel eine intakte Auenlandschaft, die aus den Flusslaufveränderungen des Rheins entstand. Und mit der Xantener Nord- und Südsee besitzt die Stadt ein ausgedehntes Freizeitzentrum für Wassersportler und sonstige Wasserbegeisterte. Xanten ist seit 1988 staatlich anerkannter Erholungsort und seit 2014 sogar Luftkurort – und ein wahrer Radfernwegknotenpunkt. Die Römer-Lippe-Route und die Via Romanica starten bzw. enden hier, der Rheinradweg, die Erlebniswelt Rheinschiene, die 2-Länder Route und die Nieder-Rhein-Route führen durch die Stadt.

Sehenswertes:

Wenn man an Xanten denkt, dann denkt man auch gleich an die alten Römer, die an diesem Ort schon vor über 2.000 Jahren zunächst im Lager ‚Vetera‘ und später in der Stadt ‚Colonia Ulpia Traiana‘ lebten. In der Antike war die Stadt mit 10.000 Einwohnern eine pulsierende Metropole und nach Köln der zweitgrößte Handelsposten in der Provinz Germanien. Im Lager Vetera waren schon zuvor durchgängig 8.000 – 10.000 römische Legionäre stationiert. Im Jahre 275 n.Chr. wurde die Colonia zwar durch die Franken nahezu vollständig zerstört, doch bereits um 310 entstand unter dem Namen ‚Tricensimae‘ eine kleinere, aber besser befestigte Stadt. Im 5. Jahrhundert wurde aber auch diese dann endgültig aufgegeben.

Der Archäologische Park Xanten (APX) ist heute das größte Freilichtmuseum Deutschlands und umfasst fast das gesamte Gebiet der ehemaligen Stadt Colonia Ulpia Traiana. Auf den freigelegten originalen Fundamenten wurden zahlreiche römische Bauwerke rekonstruiert, so dass man das Leben in der antiken Colonia mit etwas Phantasie sehr gut nachvollziehen kann. Neben Wohnhäusern und Villen wurde auch der imposante Hafentempel, ein Matronentempel, die Therme und Teile der Stadtbefestigung mit den Stadttoren wieder aufgebaut.

Zu der Anlage gehört auch das LVR-RömerMuseum, das sich noch bis 2006 in der Xantener Innenstadt befunden hatte und einen Überblick über die römische Geschichte, die römische Kultur und das römische Leben am Niederrhein und in der Provinz Niedergermanien gibt.

Das eindrucksvolle Amphitheater wurde im Gegensatz zu den anderen Gebäuden nicht auf den originalen Fundamenten errichtet. Diese waren bereits 1887 ausgegraben worden und durch die Witterung hatten diese starke Schaden genommen. Teile der originalen Pfeilerkonstruktion sind aber heute neben der Arena zu sehen.

1263 begann man mit dem Bau des Xantener Doms. Die Fertigstellung der heutigen Probsteikirche zog sich über mehr als 280 Jahre hin.  Der mit einer Höhe von 74 Metern ‚größte Dom zwischen Köln und dem Meer‘ wurde von Papst Pius XI. im Jahre 1937 in den Rang einer Basilica minor erhoben. Bereits 752 hatte es an gleicher Stelle eine Kirche gegeben, um die sich ein Kanoniker-Stift gründete. Die Stadt entwickelte sich um diesen Stift herum. Aus der Bezeichnung ‚ad Sanctos‘ entwickelte sich für die Siedlung der Name ‚Xanten‘. Nachweislich hatte es insgesamt sieben Vorgängerkirchen  gegeben, ehe der heutige Dom St. Viktor entstand. Gegenüber dem Erzbistum Köln konnte sich der Stift immer eine gewisse Selbstständigkeit bewahren, doch 1802 wurde der Konvent im Zuge der Säkularisierung aufgelöst.

Mit der alten Stiftsbibliothek, die bereits 1547 eingerichtet wurde, enthält der Dom die wohl bedeutendste sakrale Bibliothek des Niederrheins. Die Büchersammlung umfasst heute rund 20.000 Werke, darunter auch rund 150 historische Handschriften, die zum Teil bis in das 8. Jahrhundert zurückreichen. Zu den bedeutendsten Werken zählen eine handschriftliche Ausgabe der Bibel aus dem frühen 12. Jahrhundert, der einzig erhaltene Teil des “Dialogus super libertate ecclesiastica” von Heinrich Urdemann aus den Jahren 1482/1483 sowie die “Schedelsche Weltchronik” von Hartmann Schedel mit ihren 1.809 teils von Albrecht Dürer gefertigten Holzschnitten aus dem Jahr 1493.

1933 fand man bei Ausgrabungen unter dem Chor ein Doppelgrab, das man auf das 4. Jahrhundert datierte und um das man eine Krypta anlegte. Der Legende nach handelte es sich bei den Gebeinen um die sterblichen Überreste des Kirchenpatrons Viktor – sehr wahrscheinlich ist diese Annahme jedoch nicht. In der erweiterten Krypta wurden Opfer des Nationalsozialismus beigesetzt und auch eine Reliquie des Bischofs Clemens August Graf von Galen, der im Dom mutig gegen den Nationalsozialismus gepredigt hatte, wurde hierher übergeführt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Fliegerbomben schwer beschädigt. Die wertvollen Ausstattungsgegenstände hatte man jedoch zuvor in Sicherheit gebracht. Der Wiederaufbau hatte bis 1966 gedauert.

Der prächtige Hochaltar (1529-44) mit dem edelsteinbesetzten Schrein, der die Gebeine des hl. Viktors enthält, ist das bedeutendstes Heiligtum des Domschatzes. Er gehört zu den Hauptwerken der rheinischen Renaissance. Weitere 23 Altäre, die meisten aus Holz geschnitzt, sind erhalten geblieben. Am bemerkenswertesten sind der Märtyreraltar von 1525, der Marienaltar von 1536, der Martiniusaltar von 1477 und der Matthiasaltar. Die 38 Steinskulpturen an den Pfeilern des Mittelschiffes, die verschiedene Heilige sowie den Kirchenpatron Viktor darstellen,  wurden um 1300 gefertigt.

In den historischen Gebäuden des ehemaligen Kanoniker-Stifts befindet sich das StiftsMuseum. Es gilt aufgrund seiner stimmungsvollen Präsentation als eines der schönsten kirchlichen Museen Deutschlands und beherbergt den prachtvollen Kirchenschatz des Domes.

Das Klever Tor erinnert an die mittelalterliche Stadtbefestigung Xantens, die im 19. Jahrhundert zum größten Teil abgetragen wurde. Das Stadttor besteht eigentlich aus zwei Toren, die durch eine Brücke über den ehemaligen Stadtgraben verbunden sind. Stadteinwärts besteht das Tor aus einem quadratischen Turm, in dem heute drei Ferienwohnungen untergebracht sind. Das äußere Tor besteht neben dem Mauerbogen aus zwei Rundtürmen, den sogenannten Eulentürmen. Zeitweilig hatte das Tor im 19. Jahrhundert auch als Gefängnis gedient. Während der Oberbau im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde und danach rekonstruiert werden musste, blieb der Unterbau von 1393 noch original erhalten.

>Die mittelalterliche Stadtbefestigung Xantens entstand Ende des 14. Jahrhunderts und umschloss ein rechteckiges Areal mit einer rund acht Meter hohen Mauer. Vier Doppeltore und 18 Wehrtürme sorgten für die Wehrhaftigkeit der Stadt.  Doch im 19. Jahrhundert wurde die inzwischen nutzlose Verteidigungsanlage, darunter auch das Marstor und das Scharntor, wieder weitgehend abgetragen. Neben dem Klever Tor blieben nur noch zwei alte Wachtürme erhalten.

Der Schweineturm am Südwall thronte einst als Wehrturm über die Stadtmauer. Der ehemals vollkommen runde Turm wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und diente im 16. Jahrhundert als Wohnung für den  städtischen Schweinehirten, was ihm seinen Namen einbrachte. Später nutzten Stiftsherren den Wohnturm als Gartenhäuschen und auch heute noch wird er als Privatwohnung genutzt.

Auch der Rundturm am Nordwall diente zunächst als Wehrturm. 1820 wurde auch er zum Gartenhaus umgebaut. Reste der Stadtmauer sind an den Seiten noch erkennbar.

Die Krimhildmühle am Rand der Innenstadt Xantens geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als sie als Wachturm auch Teil der Stadtbefestigung war. Nach starken Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde sie als ‚Nachtwächterturm‘ bezeichnet, da hier Bedienstete der Stadt, darunter auch die Nachtwächter, wohnten. Im 19. Jahrhundert wurde der Mühlenturm zunächst zur Ölmühle und später zur Getreidemühle umgebaut. Zeitweilig wurde dann jedoch der Abriss diskutiert. Nach einer umfangreichen Sanierung wird seit 1992 in der Mühle wieder Brot gebacken. Beeindruckend sind die Mühlenflügel, die nach alter holländischer Art mit Stoffsegeln bespannt sind. Sie gilt als einzige Mühle am Niederrhein, die täglich betrieben wird. Während der Betriebszeiten ist auch eine Besichtigung möglich.

Auch die Siegfriemühle besitzt eine lange Geschichte. Sie wurde 1744 als sechsstöckiger Galerieholländer erbaut. Nachdem 1912 ein Blitz in die Windmühle eingeschlagen war und starke Schäden verursacht hatte, wurde der Betrieb eingestellt. In den 1960er Jahren hatte die Mühle neue Flügel bekommen, die aber im Jahre 2002 einem schweren Sturm zum Opfer fielen. Inzwischen wurde die Mühle, die auch nach der Müllerfamilie Biermanns-Mühle genannt, wird, in den Archäologischen Park integriert und hat nun auch ihre Flügel wiederbekommen.

Die Ursprünge des ehemaligen Kartäuserklosters in Xanten gehen auf das frühe 15. Jahrhundert zurück. Damals befand sich das Kloster allerdings noch in Flüren bei Wesel auf der anderen Rheinseite. Erst 1628 wurde die Kartause nach Xanten verlegt. Bald darauf war in unmittelbarer Nähe des Domkapitels das Konventgebäude  mit seinem schmalen, achteckigen Treppentürmchen und den auffälligen Giebeln entstanden. Die Andreaskapelle, die die Mönche als Klosterkirche nutzten, wurde inzwischen abgerissen. Nachdem das Kloster 1802 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde, wurde es zunächst privat genutzt und kam später in städtischen Besitz. Der Bestand der Klosterbibliothek ging in der Stadtbibliothek Xanten auf, die sich heute wieder im oberen Stockwerk der Kartause befindet. Der untere Teil des Gebäudes beherbergt heute ein Restaurant.

In den Räumen des ehemaligen Lehrerseminars eines Kapuzinerklosters befindet sich heute das Rathaus der Stadt Xanten. Das historische Gebäude wurde 1877 erbaut und mit einem modernen Anbau ergänzt.

Eines der eindrucksvollsten profanen Häuser in Xanten ist sicherlich das Gotische Haus am Markt. Es wurde 1540 als Kontor und Handelshaus erbaut und ist bis heute in nahezu unverändertem Zustand erhalten. Der Backsteinbau wird durch Sandstein gegliedert und besitzt einen markanten Treppengiebel.  Heute beherbergt das Gebäude über drei Etagen ein Restaurant.

Mit seiner aufwendig gestalteten Backsteinfassade wirkt das Gebäude kaum wie ein ehemaliges Armenhaus. Der auffällige Treppengiebel und die hohen Kreuzstockfenstern würden eher ein patriarchalisches Bürgerhaus vermuten lassen. Tatsächlich aber war das Arme-Mägde-Haus im 16. Jahrhundert von Kanonikern gestiftet worden, um den älteren, alleinstehenden Bediensteten des Stiftes ein würdiges Zuhause für ihren restlichen Lebensabend  bieten zu können.

Die evangelische Kirche am Marktplatz entstand in den Jahren 1648 – 49. Dabei wurden die Steine einer zuvor gesprengten Burganlage im Nachbarort als Baumaterial genutzt. Die barock geschweifte Haube wurde dem Kirchturm erst 13 Jahre später aufgesetzt. Aufgrund des Platzmangels um die Kirche herum wurden bis 1777  die meisten Gemeindeglieder im Kellergewölbe des Gotteshauses beigesetzt.

Fast 500 Jahre befand sich zwischen Xanten und Birten am Alten Rhein das Benediktinerkloster Fürstenberg, das jedoch bereits 1586 von den Spaniern zerstört wurde. 1671 ließ die Äbtissin Brigitte Wilhelmine von Backum in Erinnerung an dieses Kloster an gleicher Stelle eine kleine Kreuzkapelle errichten. Das hübsch gelegene Gotteshaus steht auf einer kleinen Anhöhe und wurde 1977 noch einmal von Grund auf saniert.

Die 1853 errichtete Dampfkornbrennerei ist in Xanten das einzige erhaltene Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert. Eigentlich war der Backsteinkomplex zunächst als Ölmühle gebaut worden, ehe an diesem Ort Schnaps und Liköre hergestellt wurden. Die Alte Kornbrennerei war noch bis in die 1970er Jahre in Betrieb.

Das Nibelungenlied gilt als DAS Nationalepos der Deutschen. Der Text wurde im frühen 13. Jahrhundert aufgeschrieben, ist aber wohl bedeutend älter, da er zuvor über Generationen mündlich übermittelt wurde.  Der Held des Nibelungenliedes ist Siegfried, der Königssohn aus Xanten, der im ersten Teil der Sage an den Königshof von Worms kommt, um dort um die Hand der schönen Königstocher Kriemhild zu werben. Unterwegs erschlägt er mit seinem Schwert zwölf Riesen und sechshundert Recken, besiegt den mächtigen Zwerg Alberich und tötet schließlich den gefährlichen Drachen. Das Baden im Drachenblut macht ihn unverwundbar, doch ein Lindenblatt sparte einen kleinen Teil seines Körpers aus. Bei der Jagd wird Siegfried schließlich durch Hagen von Tronje getötet, der mit seinem Speer hinterrücks auf diese verwundbare Stelle am Rücken gezielt hatte. Der zweite Teil der Sage erzählt dann von der Rache Kriemhilds. Das Nibelungenlied wurde als bedeutendes Meisterwerk der Weltliteratur in den Kanon des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Durch die Herkunft Siegfrieds ist das berühmte Heldenepos untrennbar mit Xanten verbunden. In logischer Konsequenz entstand hier das SiegfriedMuseum. Die anschauliche Ausstellung erklärt ausführlich die Hintergründe dieser Sage, geht auf die Quellen, auf Wahrheit und Fiktion sowie die Charaktere der Geschichte ein und beschreibt die wesentlichen Einflüsse und Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft.

Das Museum befindet sich auf dem Areal der mittelalterlichen Bischofsburg von Xanten, die aus den Steinen der einstigen römischen Siedlung erbaut wurde. Mit dem freigelegten Mauerwerk des alten Wehrganges sind hier noch Spuren der Ursprünge Xantens zu sehen.

Ein beliebtes Ziel für Naherholungssuchende sind die Xantener Nord- und Südsee. Die beiden großen Seen sind durch einen Kanal miteinander verbunden und bieten vielfältige Möglichkeiten des Wassersportes: hier kann man segeln, windsurfen, Wasserski und Boot fahren, paddeln, tauchen und angeln. Das Nibelungenbad an Xantener Südseestrand bietet darüber hinaus Badespaß für die ganze Familie mit Wellenbad und Saunalandschaft. An den Bootshäfen Vynen, Wardt und Xanten findet sich ein maritimes Flair mit Cafés und Restaurants.

Zwischen Xanten und Ginderich liegt eine der wenigen intakten Auenlandschaften Deutschlands. Das Areal entstand durch die Flusslaufveränderungen des Rheins und beschreibt eine Fläche von rund 12 km², von denen 9 km² als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Die Bezeichnung ‚Bislicher Insel‘ geht noch eine lange vergangene Zeit zurück, als sich hier tatsächlich noch eine Insel im Rhein befunden hatte. Diese verlandete, als Friedrich der Große im Jahre 1788 den Rhein an dieser Stelle begradigen ließ. Mit dem Xantener Altrheinarm und der künstlich geschaffenen Seenlandschaft wurde die regelmäßigüberflutete Auenlandschaft zum wertvollen Refugium für zahlreiche Tiere und Pflanzen, insbesondere auch für seltene Vogelarten, wie unter anderem Baumfalken, Schwarzmilane, Fischadler, Rohrdommeln, Nachtigallen, Teichrohrsänger und Pirole. Bis zu 30.000 Wildgänse überwintern hier. Inmitten des Naturschutzgebietes befindet sich in einem ehemaligen Gehöft die Dauerausstellung ‚AuenGeschichten‘, die vom Regionalverband Ruhr Grün zusammengestellt wurde. Die Bislicher Insel lädt zu geruhsamen und ausgedehnten Spaziergängen durch die Natur ein.

In Birten steht eine der ältesten Burganlagen am Niederrhein. Schloss Winnenthal wurde bereits im frühen 14. Jahrhundert an der damaligen Grenze zwischen Kleve und Kurköln erbaut.  Als Herzogssitz wurde sie im 15. Jahrhundert zu einer großen und wehrhaften Wasserburg mit Vorburg und dreiflügliger Hauptburg ausgebaut. Nach 1600 folgte der Umbau zu einem barocken Schloss.  Zeichnungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts lassen erkennen, dass man Vor- und Hauptburg zu einer Vierflügelanlage verbunden hatte. Doch im 19. Jahrhundert wurden wesentliche Teile der Anlage wieder abgetragen und die einstige Burg diente fortan als landwirtschaftliches Gut. Nachdem das Herrenhaus im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, verkam der ehemalige Adelssitz zur Ruine und wurde erst in den 1980er Jahren wieder aufgebaut.  Von der einstigen Anlage blieb als Herrenhaus nur der zweigeschossige Nordostflügel erhalten. Die jetzige Vorburg besteht aus einer neuzeitlich umgebauten Dreiflügelanlage, die ursprünglich aus dem frühen 19. Jahrhundert stammte. Heute beherbergt Schloss Winnenthal eine Seniorenresidenz.

Die Wallfahrtskirche in Marienbaum wird alljährlich von rund 15.000 Pilgern besucht, die das Gnadenbild der Maria aus dem frühen 14. Jahrhundert sehen wollen. Ursprünglich war das Gotteshaus 1460 als Klosterkirche erbaut worden. Im Marienkloster lebten bis zu 60 Nonnen und 25 Geistliche. 1714 wurde die baufällige Kapelle zum größten Teil wieder abgetragen und durch die heutige Kirche St. Mariä Himmelfahrt ersetzt. Nur der Chor und der gerade vier Jahre zuvor entstandene barocke Kreuzgang blieben erhalten. Nachdem das Brigittenkloster 1802 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde, wurde das Gotteshaus zur Pfarrkirche erhoben. Bis auf den zweistöckigen Kapitelsaal, der heute als Sakristei dient, wurden die restlichen Klostergebäude abgerissen. Der neugotische Turm der Kirche wurde übrigens erst 1867 ergänzt. Zur heutigen Ausstattung gehört neben dem Gnadenbild der Maria der Hochaltar von 1441 mit Gemälden von Barthel Bruyn d.Ä.. Erhalten haben sich im Bereich des Chores einige mittelalterliche Fresken, die noch aus der Zeit des ersten Kirchenbaus stammen.

Als kultureller Anlaufpunkt hat sich im Zentrum Xantens das DreiGiebelHaus etabliert. Das auffällige Gebäude bietet mehrere Ausstellungen unter einem Dach an.

In der Galerie stellt der Vereine Stadtkultur Xanten e.V. und der Kunstverein Xanten zeitgenössische Kunst von lokalen und überregionalen Künstlern aus. Die Galerie versteht sich als kreativer Ort, wo Neues erprobt werden kann und wo eine Brücke zwischen Künstlern und Kunstfreunden geschlagen wird.

Die Ausstellung Josef Hehl widmet sich einem Künstler, den man in seiner Wahlheimat Xanten achtungsvoll ‚Meister Jupp‘ nannte. Josef Hehl (1885-1953) war zu seiner Zeit ein bekannter Bildhauer. Er fertigte Keramiken und getöpferte Skulpturen, von denen über 400 Exponate als Schenkung der Stadt Duisburg nach Xanten kamen. In der Ausstellung werden diese Werke in Erinnerung an den Künstler präsentiert.

Das LVR-Kulturfenster zeigt eine Ausstellung über das Kultur-, Geschichts- und Umweltangebot des Landschaftsverbandes Rheinland. Der LVR betreibt in Xanten den Archäologischer Park sowie das RömerMuseum.

Das DreiGiebelHaus beherbergt darüber hinaus die Stadtbücherei sowie die Dommusikschule.

Das Amphitheater im Südosten von Xanten stammt wohl noch aus dem 1. Jhd n. Chr. Zu dieser Zeit existierte nahe dem heutigen Xanten noch das römische Lager Vetera. Die Stadt ‚Colonia Ulpia Traiana‘ wurde erst später errichtet. Der Rundbau ist für sein Alter noch überraschend gut erhalten. Angeblich soll hier Viktor von Xanten, der Schutzpatron des Xantener Doms, im 4. Jhd. sein Martyrium erlitten haben. Die Spielstätte wird auch heute noch vereinzelnd für Konzerte und sonstige Aufführungen genutzt.


Radrouten die durch Xanten führen:

Römer-Lippe-Route
NiederRheinroute




Isselburg

I
sselburg ist eine kleine Stadt im westlichen Münsterland an der Grenze zu den Niederlanden. Den Namen erhielt die erstmals um 1300 als ‚Yselberge’ erwähnte Stadt durch den Fluss Issel, der hier die niederländische Grenze überquert und als ‚Oude Ijssel’ später in das Ijsselmeer mündet. Die Ortsteile Anholt und Werth waren im Mittelalter befestigte eigenständige Städte, Anholt war sogar Residenzstadt. Das Wasserschloss Burg Anholt ist das herausragende Bauwerk Isselburgs und auch seine wichtigste Sehenswürdigkeit. Das Schloss gehört immer noch der Fürstenfamilie zu Salm-Salm, kann aber in den wesentlichen Teilen besichtigt werden.

Sehenswertes:

Kurz vor der Grenze zu den Niederlanden befindet sich bei Isselburg und nahe der ehemaligen Stadt Anholt das Wasserschloss Burg Anholt. Die imposante Schlossanlage gehört zu den schönsten und größten Wasserschlössern im Münsterland. Als typische Zwei-Insel-Anlage mit Vor- und Hauptburg entstammt das heutige Erscheinungsbild dem Zustand, den das Schloss Anfang des 18. Jahrhundert bekam, als letzte Umbauarbeiten die vorgelagerte Vorburg noch einmal stark veränderten. Die Ursprünge von Burg Anholt liegen bereits im 12. Jahrhundert. Der elf Meter breite runde Bergfried, der so genannte Dicke Turm, entstand bereits von 1169. Im 14. Jahrhundert wurde die Kernburg erheblich erweitert, auch in den darauf folgenden Jahrhunderten erfolgten weitere Aus- und Umbauten, bis die wehrhafte Anlage um 1700 zu einem barocken Wohnschloss umgestaltet wurde. Seinen trutzigen Charakter hat sich die Burg Anholt dennoch erhalten. Im 18. Jahrhundert wurden schließlich die barocken Gartenanlagen nach französischem Vorbild gestaltet. Das Wasserschloss Burg Anholt wird zwar heute noch von der Fürstenfamilie zu Salm-Salm bewohnt, ist aber dennoch als Museum in wesentlichen Teilen zu besichtigen. Neben prunkvollen Sälen und hochherrschaftlichen Räumlichkeiten wurde auch die berühmte 1860 im klassizistischen Stil geschaffene Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die ältesten Bücher stammen aus der Zeit von 1400. Der Rundgang führt durch die Waffenkammer, zeigt eine umfangreiche Porzellansammlung sowie die größte private Gemäldesammlung Nordrhein-Westfalens mit Werken berühmter Niederländischer Meister, darunter Rembrandt, Jan van Goyen und Gerard ter Borch. Auch die Außenanlagen mit dem barocken französischen Garten und einem nicht ganz einfachen Irrgarten sowie der im englischen Stil gestaltete weitere Schlosspark können besichtigt werden und laden zum spazieren gehen ein.

  

Geschichtlicher Ablauf

12. Jhd.

Mit dem Bergfried, auch der ‚dicke Turm’ genannt, entstand der älteste noch erhaltene Teil des Schlosses vor dem Jahr 1169. Dieser diente auch als Verließ. Der Rest der damaligen Burg bestand vermutlich aus Holz.

1313

erstmalige urkundliche Erwähnung als Dynastenburg. Burg Anholt war Residenz der Herren von Zuylen und damit Zentrum der reichsunmittelbaren Herrschaft Anholt. Die Reichsunmittelbarkeit war offenbar schon sehr viel früher vergeben worden. Das Anwesen wurde zu dieser Zeit laufend ausgebaut.

1349

Verleihung der Stadtrechte an die anliegende Siedlung Anholt.

1380-1402

Burg Anholt kommt durch Heirat an die Herren von Gemen, die das Anwesen aber schon bald wieder veräußern. In der Folgezeit wechselt die Burganlage desöfteren den Besitzer.

15. Jhd.

Großzügiger Ausbau mit Errichtung des Nordflügels.

1499

Der Versuch des geldrischen Herzogs Karl von Egmond, Burg Anholt zu erobern, scheitert zunächst.

1512

Nach dreimonatiger Belagerung fällt in der so genannten Geldernschen Fehde die Burg doch an Herzog Karl von Egmond.

1537

Dietrich III erlangt die Burg zurück aus dem Geldernschen Besitz.

16./17. Jhd.

Die Burg Anholt wird in weitere Kriege verwickelt. Im Spanisch-Niederländischen Krieg und im Dreißigjährigen Krieg litt das Gemäuer trotz seiner Wehrhaftigkeit stark, wurde aber immer wieder vollständig aufgebaut.

1635

Rembrandt van Rijn malt das Bild ‚Diana und Actäon’. Es ist das bedeutendste Gemälde der Sammlung auf Schloss Anholt.

1647

Das Anwesen wechselt in den Besitz der Fürsten Salm zu Salm über.

1647-1710

Nach der Übernahme veranlasste Fürst Karl Theodor Otto zu Salm den Ausbau der Burg zu einem Schloss im niederländischen Barockstil. Dabei wurde der gesamten Anlage die Wehrhaftigkeit zugunsten der Repräsentativität genommen. Das äußere Erscheinungsbild blieb bis heute erhalten.

1697-1703

Umbau der Vorburg, des so genannten ‚Unterhoffs’.

1698

Bau des Haupttores. Auch das Kegeldach des dicken Turmes stammt aus dieser Zeit.

1743

Verleihung des erblichen Titels ‚Fürst zu Salm-Salm’ an Nicolaus Leopold durch den Kaiser.

1858

Fürst Alfred I zu Salm-Salm ließ eine englische Parkanlage durch Edward Miller gestalten, die sich dem hinteren Teil des Schlosses anschließt.

1860

Fertigstellung der Bibliothek im klassizistischen Stil. Als Bestände werden die Bibliotheken des Zisterzienserklosters Groß-Burlo, der Grafen von Bronkhorst-Batenburg sowie der Fürsten zu Salm-Salm aufgenommen.

1895-1902

Anlegung des Leopoldparks, auch Anholter Schweiz genannt, durch Fürst Leopold zu Salm-Salm. Die Gegend um den Vierwaldstätter See diente ihm als Motivvorlage.

1945

Durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Wasserschloss stark beschädigt. Der Wideraufbau wird unmittelbar danach veranlasst.

1966

Mit der Eröffnung des Schlossmuseums und des Wildgeheges der Antholter Schweiz werden Teile des Salm-Salm’schen Besitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Direkt an der deutsch-niederländischen Grenze bei Gendringen, liegt das verträumte Haus Hardenberg. Von der ursprünglichen Vierflügelanlage mit Innenhof existieren nur noch zwei Flügel. Das zweistöckige Herrenhaus wurde aus rotem Backstein errichtet und besitzt zwischen beiden rechtwinklig zueinander stehenden Flügeln an der Innenseite ein kleines Treppentürmchen. Auch die Vorburg der alten Festung wurde inzwischen abgetragen. Mit seiner Gräfte und seiner Schwungrutenzugbrücke erinnert es noch ein wenig an seine ehemalige Wehrhaftigkeit als Festung. Über 300 Jahre lang war das Anwesen im Besitz der Familie van Zuylen, bis das letzte Familienmitglied 1645 ermordet wurde.

  

Geschichtlicher Ablauf

1347

Übertragung von Haus Hardenberg von Diederick van Zuylen als Offenhaus an seinen Neffen, den Herren von Anholt.

1645

Mit dem Tod von Kraft van Zuylen stirbt die Familie aus.

Das Haus Pennekamp liegt versteckt in einem Waldgebiet nordwestlich von Isselburg. Das aus rotem Backstein errichtetet schlichte zweistöckige Herrenhaus besitzt einen doppelten vielstufigen Renaissancegiebel. Die im privaten Besitz befindliche Anlage ist nur von außen einsehbar.

Von der alten mittelalterlichen Befestigungsanlage ist noch ein Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Das wuchtige Relikt aus der alten Stadtbefestigung steht in unmittelbarer Nähe der katholischen St. Bartholomäuskirche an der Issel.

Werth wurde im Zuge der Gemeindereform von 1975 zum Ortsteil von Isselburg. Davor war Wert eine selbständige Stadt, die bereits im Jahre 1422 die Stadtrechte verliehen bekam. Auf der nicht mehr erhaltenen Burg Werth lebte ein gleichnamiges Rittergeschlecht, welches allerdings bereits im Mittelalter ausstarb. Im alten historischen Stadtkern haben sich noch viele Gebäude erhalten. Das Rathaus mit seinem Renaissancegiebel stammt aus dem 16. Jahrhundert. Besonders beachtenswert ist die rustikale Windmühle, die gleichzeitig als Festungsturm genutzt wurde. Erbaut wurde sie vermutlich im Jahre 1498. Ihr Mahlwerk hat sich bis heute fast vollständig erhalten. Die im 14. Jahrhundert erbaute evangelische Kirche ist das älteste erhaltene Bauwerk in Werth. Das im 16. Jahrhundert mehrfach erweiterte Gotteshaus besitzt Fresken aus dem 15. Jahrhundert.

Kurz vor der deutsch-niederländischen Grenze im Ortsteil Anholt befindet sich der Wildpark ‚Anholter Schweiz’. Besonderer Anziehungspunkt dieses Biotopwildparkes ist der 2,5 ha große Bärenwald, in dem mehrere Braun- und Kragenbären ihr neues Zuhause gefunden haben. Der Park war im Jahre 1893 von Fürst Leopold zu Salm-Salm im Stile der englischen Landschaftsparks errichtet worden. Eine Nachbildung des Vierwaldstätter Sees mit Felsenlandschaft und Schweizer Haus sollte ihn an seine Hochzeitsreise erinnern. Heute umfasst der 56 ha große Park weiträumige Tiergehege. Zu bestaunen gibt es neben den Bären unter anderem Wölfe, Luchse, Rentiere und Otter.


Radrouten die durch Isselburg führen:

100 Schlösser Route – Westkurs
Hohe Mark Route
NiederRheinroute